Irish Terrier als Jagdgebrauchshund
Wer sich wirklich interessiert mit der Rasse beschäftigt und hier insbesondere nochmals einen Blick auf die Rassegeschichte wirft, kommt nicht um die Tatsache herum, dass der Irish Terrier von alters her ein „working terrier“ war, also ein Arbeitshund, der in der Vergangenheit auch stets als Jagdgebrauchshund eingesetzt wurde, auch wenn es diese genaue Bezeichnung vor langer Zeit noch nicht gab.
Bestand seine frühere Aufgabe auch darin, Haus und Hof von Raubzeug (Ratten, Mäuse bis zum Fuchs) freizuhalten, bekommt der geneigte Leser vielleicht bereits eine Idee von der dem Irish Terrier innewohnenden Raubzeugschärfe; ebenso war es zu dieser Zeit üblich, dass der Irish Terrier seinen Herrn zur Niederwildjagd begleitete.
Leider nahm die Geschichte dann jedoch einen Lauf, der der Rasse in diesem Bereich sicherlich auf lange Sicht betrachtet, nicht zuträglich war: das beginnende und immer weiter in den Vordergrund rückende Ausstellungswesen brachte Hunde hervor, die zwar noch aussahen wie Irish Terrier, deren arbeits- und insbesondere jagdlichen Qualitäten jedoch meist zu wünschen übrig ließen, da diese Hunde auf eine mitunter groteske Weise verzärtelt waren, zum Teil für den jagdlichen Gebrauch schlechte Fellqualität (und damit unzureichenden Schutz vor Witterung und Verletzungen) nachwiesen und so dieses sehr ursprüngliche Talent der Irish Terrier zu verkümmern drohte.
Diese Entwicklung fand ihren Höhepunkt dann vermutlich zu Beginn der 2000er Jahre, wo es dann zumindest in Deutschland keine Zuchtstätte mehr gab, die auf diese Arbeitsleistung hin selektierte und in der hiesigen Population keine Irish Terrier mehr vorhanden waren, die auch im streng fachlichen Sinne noch als Jagdgebrauchshunde taugten. Dabei ist hier der „echte“ Jagdgebrauchshund gemeint, dessen Leistungen auch durch entsprechende Prüfungen wie der Brauchbarkeitsprüfung belegt werden kann; nicht gemeint ist hier der stets fröhliche Irish Terrier, der vereinzelte „Sonntagsjäger“ beim Spaziergang durch`s angepachtete Revier begleitet, sich dabei jedoch konsequent weigert, eine Pfote ins Wasser oder ins Dornengestrüpp zu setzen….
Glücklicherweise nahm diese für die Rasse in vielen Punkten sicherlich auch schädliche Entwicklung nun wieder eine Wende zum Positiven!
Obwohl der Irish Terrier lange Zeit keine anerkannte Jagdgebrauchshundrasse war (der Klub für Terrier kann nicht Mitglied im Jagdgebrauchshundverband (JGHV) werden, weil er auch nicht-jagdliche Rassen betreut.), besteht auch für den Irish Terrier seit 2008 eine Ausnahmegenehmigung des JGHV, die besagt, dass der Hund auf JEP (Jagdeignungsprüfung), VPS (Verbandsprüfung nach dem Schuß) , VSwP (Verbandschweißprüfung) 20 Std./40 Std., mit und ohne Fährtenschuh, geprüft werden darf. Damit ist der Irish Terrier zusätzlich zu seinen rassebedingt vorhandenen Anlagen nun auch wieder „offiziell“ als vollwertiger Jagdgebrauchshund zu bezeichnen!
Derzeit existieren in Deutschland bereits zwei Zuchtstätten, deren Zuchthunde aus slowakischen Arbeitslinien entstammen. Ihre Zucht ist sehr erfolgreich auf jagdlich geführte Irish Terrier ausgerichtet . Nachkommen hieraus sind mittlerweile ebenfalls auf jagdlichen Prüfungen geführt worden und stehen im ständigen jagdlichen Einsatz.
Doch was zeichnet nun den jagdlich geführten Irish Terrier aus? Der Hund kann (und wird) bei großen Drückjagden zum Stöbern auf Schwarz- und Rotwild sowie zur Nachsuche eingesetzt und eignet sich sowohl für die Arbeit vor, als auch nach dem Schuss. Als Bauhund eignet sich der Irish Terrier bedingt durch seine Größe logischerweise nicht. Entgegen dem viel verbreiteten Mythos der Wasserscheue, wissen erfahrene Jäger, dass der Irish sehr wohl auch dort einsetzbar ist und sehr wasserfreudig arbeitet, eine gute Prägung vorausgesetzt.
Die Hunde arbeiten in der Regel sehr sauber auf Fährten, sind dabei sowohl sicht-, als auch fährtenlaut. Besonders hervorgehoben werden kann hier darüber hinaus die Ruhe und Besonnenheit, mit der der Irish ans Werk geht: Verleitungen werden sorgfältig überprüft und die Hunde lassen sich von gesundem Wild nicht ablenken.
Der Irish Terrier zeigt eben auch hier all die Qualitäten, die ihn auch in anderen Arbeitsbereichen auszeichnen: in der „Freizeit“ ein fröhlicher Begleiter, Draufgänger, der mit seiner Menschenbezogenheit und seinem Charme schon so manchen um den Finger gewickelt hat; im „Arbeitsmodus“ jedoch hochkonzentriert, präzise, ausdauernd, leistungswillig, ohne dabei jedoch kopflosen Übereifer zu entwickeln und hier oftmals tendenziell ein „Ein-Mann-Hund“, dem die kooperative Zusammenarbeit mit seiner Bezugsperson ungleich wichtiger ist, als einfaches Herumgealbere, denn: er will arbeiten und geht darin ganz auf, zeigt erst in der Arbeit seine wahren Stärken und Talente.
Als schmückendes Beiwerk und Sesselpupser eignet er sich definitiv auch hier nicht!