Schutzhundesport

 

Den Irish Terrier trifft man im Schutzhundesport, so wie die meisten Terrier außer den Airedales, nur sehr selten an und dies hat vermutlich verschiedene Gründe:

Einer ist wohl schlichtweg der, dass die meisten Halter von Irish Terriern dazu keinerlei Bezug haben und bei dem Begriff „Schutzhund“ schnell und oftmals berechtigt das Bild alter Schutzhundtraditionalisten vor Augen haben, die ihren Hunden – zu reinen Befehlsempfängern degradiert – mittels aus heutiger Sicht z.T. tierschutzrelevanten Methoden beibringen, in angesabberte Helferärmel zu beißen, um anschließend eine eigene, gefühlte Phänotyperweiterung von mindestens 50cm zu erfahren, dadurch, dass der eigene Hund in der Wertung einer fragwürdigen Prüfungsordnung vergleichsweise gut abgeschnitten hat.

Ein anderer Grund dürfte darin liegen, dass sich der klassische Gebrauchshundmensch lieber mit „Größerem“ befasst und befürchtet, sich vor den Augen der Vereinskollegen mit „so einer kleinen braun-roten Töle von gerade mal 15kg“ einfach lächerlich zu machen.

Ein dritter Grund ist allerdings häufig der, dass allseits vor der Schutzhundausbildung mit dem Irish Terrier gewarnt wird, leider wird jedoch selten gesagt, warum! Fragt man hier näher nach, erhält man in der Regel Antworten wie: „Das ist zu gefährlich.“

Dem würde ich größtenteils Recht geben!

Aber: „das Skalpell in der Hand eines Chirurgen ist unbedenklich und effektiv, in der Hand eines Schimpansen aber gefährlich.“ Dem ist gänzlich zuzustimmen, bedenklich wird es allerdings dann, wenn jeder Schimpanse denkt, er sei ein Chirurg.  

Zunächst sollte daher die Frage im Vordergrund stehen, wofür es nötig sein sollte, mit dem Irish Terrier Schutzhundesport zu betreiben und wenn diese Frage damit beantwortet wird, dass es lediglich der Genitalverlängerung des Halters dient, sollte man die Finger davon lassen – es gibt heutzutage genügend andere Möglichkeiten, den Hund zu beschäftigen!

Allerdings sollte man hierbei ebenso bedenken, dass der Schutzhundesport auch nur ein Teilbereich der so genannten IPO-Prüfungen ist, bei denen es um weit mehr geht, als den Hund dazu zu bringen, „irgendwo reinzubeißen“ und in deren Training Hund und Halter auch einfach Spaß an guter Teamarbeit haben dürfen. Dennoch: den Irish mit jedem x-beliebigen Helfer arbeiten zu lassen, kann kritisch werden.

Geht jedoch eine sehr fachkundige Person (und dazu zählt hier ganz sicherlich nicht nur der Halter, sondern auch ein äußerst fachkundiger Helfer!!) sorgfältig und hundgerecht an das Thema heran, kann es im Einzelfall auch Vorteile haben, insbesondere, so lange man sich auch darüber im Klaren ist, dass der Irish Terrier auch hier kein reiner Befehlsempfänger werden wird; denn hier liegt eine der Tücken: der Irish Terrier „denkt“ auch in der Schutzhundearbeit mit und findet in der Regel sehr schnell heraus, dass die „Beute“ Beißarm nur ein verschwindend kleiner Teil der Aktion ist und der Helfer als Person doch eigentlich eher als Aggressor erscheint. Hat man dann hier - aus welchen Gründen auch immer – mit dem Irish über dessen Aggressionsverhalten gearbeitet, ergibt sich schnell eine recht gefährliche Situation. Aus Entsetzen über die Reaktion des Hundes wird die Ausbildung an dieser Stelle oftmals abgebrochen und hier gilt dann leider der Satz: „Ein halb ausgebildeter Schutzhund ist gefährlicher, als ein richtig ausgebildeter!“

Im Einzelfall sinnvoll kann die Ausbildung jedoch sein, wenn man entweder einen unsicheren (nicht: ängstlichen!!) Irish Terrier besitzt und in der Arbeit mit unsicheren Hunden sehr versiert ist: schrittweise und vernünftig an diese Arbeit herangeführt kann sie das Selbstbewusstsein des Hundes durchaus bis zu einem sinnvollen Grad stärken.

Ebenso sinnvoll kann dies im umgekehrten Fall bei sehr impulsiven Hunden sein, die derzeit bei den Irish oft aus amerikanischen Linien kommen: hier geht es dann allerdings dann eher darum, dass oftmals von der Veranlagung her impulsive Aggressionsverhalten unter angemessene Kontrolle zu bringen und dem Hund eine bessere Impulskontrolle und Frustrationstoleranz beizubringen.

 

Man sollte aber bei all dem nicht dem Irrglauben unterliegen, man könne das im Alltag gut gebrauchen, damit der Irish Terrier seinen Halter „bei Bedarf“ beschützt: abgesehen davon, dass die Abrichtung auf Zivilschärfe („Mannschärfe“) in Deutschland strikt verboten ist, „schützt“ der Irish Terrier seinen Halter in der Regel sowieso, wenn die Beziehung stimmt und die Situation es real erfordert und hier haben dann die meisten Halter eher das Problem, ihren Irish wieder in den „set off-Modus“ zu bekommen. Um das jedoch zu erlernen, benötigt man keinen Schutzhundesport.