Nun ist die Cruft`s gerade zu Ende und alle regen sich wie jedes Jahr wieder auf: über den krummen Schäferhund, der im Profil betrachtet eher als überdimensionaler Türkeil, denn als Gebrauchshund durchgehen kann, über den Pekingesen, dessen grotesker Gesichtausdruck eher einem nach Luft japsendes Gnom glich, dessen Körper mit so viel Haar verkleidet war, dass es unmöglich war, auch nur ansatzweise festzustellen, ob der überhaupt über alle Gliedmaßen verfügt und nicht zuletzt auch über den Westi, dessen Frisur auch nur noch an einen angezüchteten Wasserkopf erinnerte und, und, und….
Während dessen lehnt sich die Irish Terrier Gemeinde, Züchter wie auch Halter, mit einem teilweise unangemessen süffisanten Blick auf diese „Qualzuchten“ zurück und zelebriert auch wie jedes Jahr nach der Cruft`s ihre Rasse und deren vermeintlich grandiose Gesundheit, dabei fällt auch hier die Bilanz von Jahr zu Jahr schlechter aus, aber offenbar noch nicht schlecht genug, als dass hier mal Bewegung ins Spiel käme, um vielleicht zumindest den derzeitigen status quo nicht noch weiter zu verschlimmbessern.
Natürlich können auch hier nun die Züchter und unbedarften Halter an vorderster Front wieder in das auch seit Jahren selbe Horn blasen mit ihrem ewigen: „Ja, aber bei uns sieht es ja noch vergleichsweise gut aus!“, nur was sind das für Vergleiche?
Allmählich erinnert es mich an einen neulich absurden Ausspruch einer anscheinend etwas beschränkten Einzelperson, die sagte: „Also verglichen mit den Flüchtlingen an der griechischen Grenze geht es den deutschen Hartz 4 Empfängern wirklich gut!“…ja, kann man so sehen….
Wenn ich mal von den weiterhin hohen Zahlen verhaltensauffälliger Irish Terrier absehe (hier jetzt übrigens neu im Kommen: massive Stereotypien!), finde ich die Bilanz allein der letzten 12 Monate mehr als bedenklich und das sind hier nun „nur“ die mir nachweislich bekannten Fälle und Besonderheiten:
- die CU verbreitet sich munter weiter und es scheint auch so manch einem Züchter mittlerweile völlig egal zu sein, wenn die zur Verpaarung ausgewählten Hunde schon mehrfach (!!!) Steinbildner hervorgebracht haben. Das Highlight für mich ist derzeit ein Rüde, der nun bereits gepflegte 26 (!!) Würfe auch mit vermutlich belasteten Hündinnen gezeugt hat. Wird aber weiter eingesetzt.
- eine nicht unerhebliche Anzahl Irish Terrier mit mannigfaltigen Autoimmunerkrankungen in unterschiedlichsten Varianten, die merkwürdigerweise ausgerechnet da auftauchen, wo der Inzuchtkoeffizient so hoch ist, dass die Hunde theoretisch mehrfach mit sich selbst verwandt sind.
- ein bedenklicher Vormarsch der SRMA, auch als „juvenile Meningitis“ bekannt.
- vermehrt auftauchende Iren mit HD, von B bis D ist alles dabei! Die HD beim Irish ist dabei ein sehr aufschlussreiches Kapitel und widerlegt die allseits verbreitete Hypothese recht einfach, dass es eben nichts macht, wenn „kleine, leichte“ Hunde daran erkranken…
Die kleinen „Schönheits-Spitzfindigkeiten“ wie brettgerader Rücken bei immer größer werdenden Hunden (ja, wir haben schon Rüden mit 57 cm Schulterhöhe – die kann man aber durch Drücken des Körmaßes auf der ZZL einfach „kleiner rechnen“), eine steigende Anzahl schlecht operierter Stehohren, Fellstrukturen, die nicht nur aussehen, als hätten die Ratten dran gefressen, sondern die den Iren eigentlich auch für diverse „Arbeitseinsätze“ unbrauchbar machen, Köpfe, die so schmal sind, dass es niemanden mehr wundern sollte, wieso darin keine 42 Zähne mehr Platz haben, zunehmende Wechselnasen oder in den schmalen Köpfen absonderlich eingesetzte Augen, die dem ganzen Hund leider nur noch den Ausdruck eines schälen Augusts mit Silberblick verleihen, scheinen hier dann tatsächlich „vergleichsweise unwichtig“ zu sein.
Wie das alles zustande kommt, kann man natürlich nur mutmaßen, aber einige schlaue Köpfe gehen davon aus, dass der mittlerweile schon fast inflationäre Anstieg an Neuzüchtern, die sich leider weder mit ihren Hunden, noch mit „dem Hund allgemein“ auseinandersetzen und sich statt dessen den an sich gar nicht so unbrauchbaren Rassestandard zurechtbiegen wie ein weiches Kaugummi, aufgrund monetärer und/ oder profilneurotischen Ideen einen Mist zusammen züchten, bei dem sich jedem erfahrenen, langjährigen Züchter, der seinen Job verantwortungsvoll macht, die Fußnägel aufrollen. Und es scheint auch jeden Tag wieder ein Käufer für diese Hunde aufzustehen, dem es teilweise egal ist oder teilweise aus Unwissenheit offenbar nichts ausmacht (in den ersten 16 Wochen zumindest nicht), sich ein „Montagsmodell Irish Terrier“ in sein Leben zu holen, das nach ca. 12 Monaten so ziemlich nichts mehr von dem verspricht, was gemeinhin verbreitet wird.
Dieselben Käufer, die sich für einen Gebrauchsgegenstand wie eine Waschmaschine wochenlang im Internet informieren und nebenbei jeden größeren Fachmarkt für Elektrogroßgeräte aufsuchen und den dortigen schlecht bezahlten Verkäufern mit ihren spitzfindigen Fragen stundenlang auf die Nerven gehen können, haben kein Problem damit, sich einen Hund bei einer Züchterin zu kaufen, die mit ihrer Zuchthündin nichts anderes macht, als sie von einer Ausstellung zur nächsten zu schleppen und ansonsten den lieben langen Tag bei facebook irgendwelche Kinderspiele runterdaddelt, ebenso wenig wie es für sie offenbar ein merkwürdiger Umstand zu sein scheint, dass es mittlerweile auch bei den Iren Züchter gibt, auf die der Begriff „Vermehrer im VDH“ besser zutreffen würde und die aufgrund mehrere parallel liegender oder zu erwartender Würfe ihre erwachsenen Hunde nur noch in einzelnen, separaten Räumen halten, weil sie anderweitig dem auch vor Langeweile destruktiven Temperament ihrer Hunde nicht mehr Herr oder besser „Herrin“ werden, altersbedingt nicht mehr zuchtfähige Hündinnen einfach entsorgen oder kranke Hunde bei facebook ferndiagnostizieren lassen. Dass dazu zunehmend Rüden eingesetzt werden, die weder körperlich, noch geistig, noch sozial ausgereift sind und daher in Fachkreisen auch als „Kinderficker“ bezeichnet werden, trägt nun auch nicht wirklich zur Verbesserung der Rasse bei, sondern erinnert abermals eher nur noch an Geldmacherei.
Aber das sind ja alles nur Kleinigkeiten und so können wir uns beruhigt zurück lehnen und über „die anderen Krüppel auf Cruft`s“ weiter herziehen, bis dann vermutlich eines Tages auch der erste Ire als Karikatur seiner selbst mit Schmerzmitteln vollgestopft dort durch den Ehrenring stolpert….aber auf den ersten Blick sah er dabei ganz gut aus!
(Foto: dem geht es gut!)